Am 20. Januar 1945 begann die Evakuierung deutscher Zivilisten aus Ostpreußen. Der rasche Vormarsch der sowjetischen Roten Armee löste eine Massenpanik aus, sodass Tausende Flüchtlinge ums Leben kamen.
An diesem Tag im Jahr 1945 begann die Evakuierung der deutschen Zivilbevölkerung aus Ostpreußen. Dies ist nicht zu verwechseln mit der ethnischen Säuberung der Region nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unter sowjetischer Besatzung.
Da die Rote Armee mit hoher Geschwindigkeit nach Ostpreußen einmarschierte, begann die deutsche Marine mit der Evakuierung der Bevölkerung aus dem Gebiet. Viele Flüchtlinge flohen auf eigene Faust, da zahlreiche sowjetische Gräueltaten gegen Deutsche in jenen Gebieten gemeldet wurden, welche bereits unter sowjetischer Kontrolle standen.
Trotz der seit Herbst bestehenden detaillierten Pläne verzögerte sich die Evakuierung bis zum 20. Januar. Durch die Panik, die durch die Geschwindigkeit des sowjetischen Vormarschs ausgelöst wurde, brach einiges Chaos aus, weshalb einige Zivilisten in die Gefechte zwischen Wehrmacht und Roter Armee gerieten, weitere Tausende starben während der Flucht durch die bittere Winterkälte.
2,5 Millionen Zivilisten geflüchtet
Die sowjetischen Truppen übernahmen die Kontrolle über Ostpreußen im Mai 1945. Einem großen Teil der rund 2,5 Millionen deutschen Zivilisten gelang die Flucht vor den Sowjets. Etwa 25.000 bis 30.000 kamen bei sowjetischen Angriffen ums Leben.
Im Mai 1945 registrierten die sowjetischen Behörden 193.000 Deutsche in Ostpreußen. Schätzungsweise 800.000 kehrten nach dem Ende der Kampfhandlungen in ihr Heimatgebiet zurück. Die meisten von ihnen wurden jedoch später von den sowjetischen und polnischen Behörden gewaltsam vertrieben.
Eine polnische Volkszählung aus dem Jahr 1950 ergab, dass nur noch 164.000 deutsche Bewohner im Süden Ostpreußens übrig waren. Die meisten von ihnen wanderten später nach Deutschland aus.
Hierher gehört zur Vollständigkeit, dass die deutschen Stellen zuvor die da noch mögliche geordnete Flucht der Zivilbevölkerung, zumeist Bauern mit ihrer Familie, verboten.
Die Straßen sollten nicht durch Flüchtlinge verstopft werden.
Als dann die schnellen motorisierten sowjetischen Verbände da waren, musste alles sehr schnell gehen.
Da gibt es traurige Berichte darüber, dass die Sowjetpanzer die langsamen Flüchtlingstrecks überholten und zusammenschossen oder mit dem Panzer hineinfuhren.
Auch das ein klarer Bruch jeglicher militärischer Konvention. Die einfachen Sowjetsoldaten hatten noch nie etwas von einer Haager Landkriegsordnung gehört.
Aber jeder deutsche Soldat trug die Haager Landkriegsordnung im Tornister mit sich und wird diese daher gekannt haben. Die sowjetische Regierung hatte keinerlei völkerrechtliche Beschränkung 1941 akzeptiert, obwohl die US Regierung dazu aufforderte.
Dann wurde das Thema auf westlicher Seite einfach vergessen.
Auch das Flüchtlingsschiff „Gustloff“ mit tausenden Flüchtlingen an Bord wurde von einem sowjetischen U- Boot versenkt.
@Markus
Vielen Dank für die Ergänzung. Habe heute Abend ein längeres Gespräch mit einer Zeitzeugin darüber geführt. Sie war damals zwar erst 5 Jahre alt, kann sich aber noch an sehr viele Details dieses Horrors erinnern. Alles brannte, der Himmel war rot, die Russen machten Hasenjagd… Sehr interessant und genau so wie hier beschrieben schildert sie das auch.
Zu diesem Thema gibt es eine Fülle von Büchern betroffener Menschen. Geschrieben meist in der dann von den USA gegründeten Bundesrepublik in den Sechziger Jahren.
Die Hintergründe des raschen Vorstoßes der Roten Armee lagen in der Zertrümmerung der Heeresgruppe Nord (Heeresgruppe A) im Herbst 1944. Dabei waren die militärischen Voraussetzungen auf Seiten der Wehrmacht, die Rote Armee über den Winter hinweg im Raum des heutigen Weißrussland (damals Belorussland) festnageln zu können, nicht schlecht. Aber der Verrat, der beispielsweise für die Katastrophe mit rund 240.000 toten Soldaten in Stalingrad mit verantwortlich war, erfasste nun auch Offiziere die zwar von Haus aus keine Verräter waren, aber die den Krieg verkürzen wollten.
Und so kam es wie es kommen musste: die wenigen Straßen in Richtung Westen und dem Haff waren mit Flüchtlingen verstopft. Das muss man sich vorstellen können: Ein Pferdekarren mit einem Pferd oder einem Ochsen voran und die Kinder auf dem Kutschbock obendrauf. Dann kamen von hinten die russischen Panzer und fuhren natürlich auf derselben Straße.
Nur dumme Gutmenschen konnten da erwarten, dass die Panzer geduldig auf das Vorankommen der Flüchtlinge mit ihren Karren warten würden.
Das taten die nicht! Die fuhren von hinten in die Menge hinein und überrollten alles was das lief oder fuhr!
Das ist ein ungeheures Kriegsverbrechen unbeteiligten Zivilisten gegenüber und ich bin mir sicher, wenn die Wehrmacht zwei Jahre früher gleiches mit sowjetischen Flüchtlingen gemacht hätte, dass dieses heute ganz oben auf der Liste der Greuel der Wehrmacht stände.
Meine Grossmutter mit ihren vier kleinen Mädels zusammen mit ihrer Schwester und deren drei kleinen Kinder, alles was sie hatten ein Fahrrad und ein paar Decken,waren in einem Flüchtlingstreck, der über das zugefrorene Haff zu fliehen versuchte.
Als sie auf dem Eis waren kamen Tiefflieger und haben auf die Wehrlosen geschossen.
Sie haben es trotzdem rübergeschafft…
Meine Mutter ist jetzt 82 Jahre alt und kann erst heute darüber sprechen….
Vielen Dank für all diese Informationen. Eine Frage, bei einem Gespräch mit dem Sohn eines Verstorbenen, der ca 14 Jahre alt war als seine Familie aus Ostpreußen flüchten mußte, kam die Information, dass seine Familie bereitsim September 1944 mit dem Pferdefuhrwerk das Dorf verlassen konnten. Sie kamen bis Gubi und wurden dann am Ende des Krieges bis Sachsen geschickt. Ich würde mich sehr dafür interessieren wie es zu dieser Ausnahmereglung kam.Vielleicht gab es ähnliche Geschichten. Vielen Dank Ihre Frieda
@Frieda Kästner
Der Betreiber dieser Seite wird diese Frage kaum beantworten können, weil er noch relativ jung ist.
Und ich bin gerade einmal 70 und somit nach dem Krieg geboren. Aber aus sehr vielen authentischen Kriegsbüchern weiß ich, dass es in den einzelnen Wehrmachtsbezirken immer wieder Ausnahmen gab. Erteilt wurden diese von den jeweiligen Stadtkommandanten.
Hitlers Grundbefehl für die deutschen Städte und Ortschaften im Osten lautete: keine Benutzung der Straßen und somit keine Flucht aus Ostpreussen. Das war der zugrunde liegende Gedanke, dass die Straßen nicht durch Flüchtlingskolonnen blockiert werden sollten und die Wehrmacht der militärischen Aufgabe nicht mehr nachkommen konnte. Aber für Einzelfälle hatte jeder Stadt- oder Bezirkskommandant die Möglichkeit eines Passierscheines.